Deutsche Bürstenregion

Im Land der Bürsten- und ...

200 Jahre Bürstenregion

Seit mehr als 200 Jahren werden in der Region um die Gemeinden Steinberg, Stützengrün und Schönheide Pinsel, Besen und Bürsten hergestellt. Das macht unsere Region besonders - die Dichte an Bürstenbetrieben ist nirgends so hoch.

In seiner Chronik hielt der Heimatforscher und Schullehrer Ernst Flath aus Schönheide die Neuausrichtung des Gewerbes in unserer Region fest:

Unser Projekt für den Simul+ Wettbewerb 2022

200 Jahre Deutsche Bürstenregion

Das Projekt „200 Jahre Deutsche Bürstenregion“ soll mit den geplanten Maßnahmen die heimische Bevölkerung im ländlichen Raum erreichen. Die kulturgeschichtliche Entwicklung und historische Tradition des Bürsten- und Pinselmachens als Nachfolgegewerbe des regionalen Bergbaus soll mit all seinen Besonderheiten im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden. Ein weiterer Aspekt ist es, die bisherigen guten Kooperationen der sächsischen Kommunen Stützengrün, Schönheide, Steinberg und Bärenwalde zu fördern und zu festigen. In der Grenzregion von Erzgebirge, Vogtland und Zwickauer Land ist das von besonderer Bedeutung, um verschiedene planungsrechtliche und strukturelle Unzulänglichkeiten (z.B. im ÖPNV, der Rad- und Wanderwegenetzplanung, der Tourismusförderung, etc.) vermindern zu helfen. Durch die geplanten öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen soll allerdings auch die gesamte Region sachsen- und deutschlandweit in den Fokus gerückt werden, nicht zuletzt durch die touristische Aufbereitung des traditionellen Handwerks, welches sich deutschlandund europaweit in dieser Fertigungsbreite und -qualität wohl nur hier in dieser Ausprägung erhalten hat. Bislang ist selbst in der heimischen Bevölkerung vielfach unbekannt, dass im Stützengrüner Ortsteil Hundshübel die weltweit bekannten Rasierpinsel von MÜHLE hergestellt werden. Ebenso, dass fast jede zweite in Deutschland verkaufte Zahnbürste aus den Hallen der Bürstenmann GmbH in Stützengrün kommt. Deren Produktionsgebäude darf zurecht auch als ein Industriedenkmal gelten. Zur Zeit seiner Errichtung in den 1920-er Jahren galt es als Europas modernster Betrieb im Bereich der Bürsten- und Pinselfabrikation. Weiterhin werden von den zusammengeschlossenen Bürstenherstellern der BÜMAG eG die speziellen Bürsten für den DSV (Deutscher Ski-Verband) und andere internationale Skiverbände hergestellt, um z.B. die Langlauf- oder Sprungski zum Einwachsen zu polieren. Diese Alleinstellungsmerkmale und vor allem die Bandbreite und Fertigungsdichte der gesamten Bürstenhersteller der Region sind es, welche bis heute die Region und ihre Menschen prägen. Noch immer verdienen sehr viele Menschen in den Bürstenbetrieben ihr Geld. Viele Einpendler aus den benachbarten Regionen ebenfalls. Mit dem Projekt „Deutsche Bürstenregion“ soll Arbeitnehmern und Arbeitgebern verdeutlicht werden, dass sie zurecht stolz auf ihre Arbeit, ihr traditionelles Handwerk sein können, denn sie sind ein wichtiger Bestandteil der Deutschen Bürstenregion.

Ein erster Schritt dahingehend war die Schaffung und Einführung einer eingetragenen Wort-Bildmarke, beginnend mit den Jahren 2018/ 2019. Der demografische Wandel macht sich insbesondere in der Region bemerkbar und stellt Unternehmen wie auch das gesamtgesellschaftliche Gemeinwesen vor drängende Herausforderungen. Der momentan anstehende Generationswechsel in den Betrieben verschärft die Situation zusätzlich. Ältere erfahrene Arbeitnehmer scheiden aus und Auszubildende sind nicht in ausreichendem Maße vorhanden, um die entstandenen Lücken zu kompensieren. Hier wollen wir mit den geplanten Maßnahmen den Betrieben bei der Suche helfen und diese damit unterstützen. Damit wirkt das Projekt unmittelbar dem demografischen Wandel und seinen negativen Folgen entgegen und fördert die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort.

Das Projekt soll die Region stärken. Bestehende Fachkräfte sollen hier gehalten und potenzielle Fachkräfte dazugewonnen werden. Auch andere Gewerbe- und Dienstleistungszweige werden davon profitieren. Dadurch, dass alle Generationen hier wieder in Lohn und Brot stehen können, muss niemand mehr den Weg in größere deutsche Ballungszentren auf sich nehmen, um dort Arbeit zu finden. Dadurch können stabilere Einwohnerzahlen erreicht und die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und für Senioren verbessert werden. Auch die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs wird verbessert, denn durch ein besseres ausgewogenes Einkommen, wird sicher auch mehr in den jeweiligen Einzelhandelsunternehmen eingekauft. 

Das Projekt wird die Tourismuswirtschaft stärken, nicht zuletzt durch seine überregionale Wirkung. Höhere Besucherzahlen z.B. im Bürstenmuseum Schönheide oder bei der Museumsbahn werden auch dazu führen, dass regionale Gaststätten mehr Gäste bewirten und ihr Angebot an Kulturveranstaltungen erweitern können. Die Mundart und Musik des westlichen Erzgebirges wurden durch die Bürstenhändler, welche die heimischen Produkte in ganz Sachsen und darüber hinaus zu Markte trugen, ganz wesentlich geprägt und verbreitet. Es entstanden Gedichte und Lieder wie z.B. „Der Bürschtenmaa aus Stitzengrie“. Dieses kulturelle Erbe droht in Vergessenheit zu geraten, wenn wir hier nicht gegensteuern. Dies soll über die Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen, aber auch durch die Sensibilisierung der alt gewordenen Menschen unserer Orte geschehen. Details dazu in der nachfolgenden Auflistung der sieben geplanten Einzelprojekte.